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Die Sprachlosigkeit von Kurznachrichten

Basler Zeitung vom 02.04.2016 / Schöne Dinge
Da sassen wir, nach Sonne lechzend und dem ersten wirklichen Vitamin-D-Cocktail des Jahres, am Strand von Nizza, Kind, Kegel und ich. Für einen Moment blieb die Welt stehen, und ihre unschönen Geräusche und ihre Hässlichkeit verloren sich im Rauschen der Wellen. Wir dösten vor uns hin, halb in, halb aus der Welt, als ein Seufzen des Kindes mich und Kegel zurückholte. Da war ein Satz, der wie Tinnitus im Ohr pfiff. Der Satz war: "Mama, mein Akku ist leer."
Da war sie wieder, die Welt mit ihren kleinen, niemals enden wollenden Tragödien. Ich schaue um mich, sehe den Horizont. Und um mich herum nebst meinem verzweifelten Teenager einen stummen Handy-Junkie neben dem andern, wie sie wie von Sinnen auf ihre Tastaturen eintippen und auf ihre Bildschirme starren, als ob da drauf die Welt wäre.

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